Donnerstag, 12. November 2015

Krebs durch Wurst?

Krebs durch Wurst - Panikmache oder echte Gefahr?

Die Wurst galt noch nie als besonders gesund. Doch dass die WHO sie nun als krebserregend einstuft, überrascht dann doch. Geht von Salami und Bratwürsten eine echte Gefahr aus? Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Gut 38 Kilo Schweinefleisch und fast neun Kilo Rindfleisch isst jede Person im Durchschnitt pro Jahr. Doch nun hat die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) Wurstwaren als krebserregend eingestuft - auch rotes Fleisch sei "wahrscheinlich krebserregend“. Was ist dran an der Warnung? Sollten Wurstfans nun besser auf Salami, Schinken und Gelbwurst verzichten?
Gut 38 Kilo Schweinefleisch und fast neun Kilo Rindfleisch isst jede Person im Durchschnitt pro Jahr. Doch nun hat die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) Wurstwaren als krebserregend eingestuft - auch rotes Fleisch sei "wahrscheinlich krebserregend“. Damit dürfte vielen der Appetit vergangen sein. Was ist dran an der Warnung? Sollten Wurstfans nun besser auf Salami, Schinken und Gelbwurst verzichten?

Für welche Lebensmittel gilt die Einschätzung der WHO?

Die Krebs-Experten haben verarbeitetes Fleisch als krebserregend eingestuft. Dazu zählen geräucherte, gepökelte oder anderweitig verarbeitete Fleischwaren - Wiener Würstchen ebenso wie Kochschinken, Salami, Dosenfleisch, Kasseler oder Soßen auf Fleischbasis.
Rotes Fleisch ist nach Auffassung der Experten dagegen als "wahrscheinlich krebserregend" einzustufen. Darunter fällt das Muskelfleisch von Säugetieren, etwa Rindern, Schweinen, Lämmern und Pferden. Weißes Fleisch, also Geflügel, wurde in dem Bericht nicht betrachtet. Nach Angaben des Deutschen Krebsinformationsdienstes DKFZ hat es allerdings auch keinen messbaren Einfluss auf das Darmkrebsrisiko.

Um welche Krebsarten geht es?

Vor allem um Darmkrebs. Deutschlandweit ist das die dritthäufigste Tumorerkrankung. Es ist bekannt, dass diese Krebsart durch einen ungesunden Lebensstil begünstigt werden kann. So zählen wenig Bewegung, Übergewicht und Tabakkonsum zu den Risikofaktoren. Für verarbeitetes Fleisch gibt es auch Hinweise auf Verbindungen zu Magenkrebs, dies ist aber nicht erwiesen. Bei rotem Fleisch könnte es zudem Verbindungen zu Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs geben.

Was bedeutet die Bewertung durch die IARC?

Anhand von Studien bewertet die IARC das Krebsrisiko, das von bestimmten Stoffen ausgeht. Für die Beurteilung von rotem Fleisch und Wurstwaren haben die Experten mehr als 800 Studien analysiert. Zur Einteilung nutzt das IARC fünf Kategorien: "nicht krebserregend" (4), "nicht einzustufen" (3), "möglicherweise krebserregend" (2B), "wahrscheinlich krebserregend" (2A) und "krebserregend" (1). Verarbeitetes Fleisch zählt nun zur Gruppe 1, in der sich auch Tabakrauch befindet. Rotes Fleisch ist in der Gruppe 2A.

Ist Wurst damit so gefährlich wie Tabakqualm? Nicht zwingend. Die Einteilung des IARC besagt lediglich, dass für beide Stoffe belegt ist, dass sie krebserregend wirken. Deutlich macht das die IARC auch anhand von Zahlen: Pro Jahr sterben etwa eine Million Menschen an durch Rauchen verursachten Lungenkrebs - und circa 34.000 Menschen an Krebs, der durch Konsum von verarbeitetem Fleisch ausgelöst wurde.

Warum ist Wurst krebserregend?

Es ist nicht abschließend geklärt, warum Wurstwaren Krebs auslösen können. Die Verarbeitung des Fleisches scheint bei diesem Prozess aber eine wichtige Rolle zu spielen: So könnten sich beim Erhitzen krebserregende Stoffe bilden.
Für das Grillen ist dieser Effekt bereits seit Längerem bekannt: Wenn das Fett aus Wurstwaren und Fleisch in die Glut tropft, können polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, entstehen, die krebserregend sind. Gepökeltes Fleisch und Wurstwaren sollten aus Sicherheitsgründen nicht erhitzt, gebraten oder frittiert werden, da sonst gesundheitsgefährdende Nitrosamine entstehen. Auch sie sind krebserregend.

Der Deutsche Krebsinformationsdienst rät Patienten, möglichst wenig rotes Fleisch und Wurstwaren zu essen. Geflügelfleisch ist nach derzeitigem Wissensstand unbedenklich, und Fisch könnte sogar einen gewissen Schutz vor Darmkrebs bieten. Allerdings reicht die derzeitige Datenlage nicht aus, um zu einem erhöhten Fischkonsum zu raten.

Ist jede Wurst gleich krebserregend?

Nach derzeitigem Wissensstand ist diese Frage schwer zu beantworten. Nach Angaben der IARC verstehen die Forscher noch nicht, warum Fleisch das Krebsrisiko beeinflusst. Gepökelte Fleischwaren können jedoch gesundheitsgefährdende Nitrosamine enthalten, daher erscheint es sinnvoll, nach Möglichkeit Pökelsalz-freie Wurstwaren zu kaufen. Einige Biobetriebe bieten diese an. Außerdem enthalten bestimmte Fleischerzeugnisse wie Gelbwurst oder Leberwurst traditionell kein Pökelsalz. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät grundsätzlich dazu, Fleisch und Wurstwaren nicht zu lange großer Hitze auszusetzen.

Ist es besser, auf Wurst und Fleisch zu verzichten?

"Man kann jedes Fleisch bedenkenlos essen. Es kommt aber auf die Menge an", sagt Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke. Fleisch habe auch positive Effekte: "Wir führen damit zum Beispiel Eisen, hochwertiges Eiweiß und bestimmte Vitamine zu."
Einen Verzicht auf Fleisch empfehlen auch die Autoren der Studie nicht. Eine vegetarische Ernährung habe ebenso wie der Fleischkonsum "Vorteile und negative Auswirkungen auf die Gesundheit".

Worauf sollte ich achten, wenn ich weiterhin Wurst essen möchte?

Wie so oft: Die Menge macht’s. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu sich zu nehmen. Das entspricht zwei bis vier Stück Fleisch zu je 150 Gramm. Die Realität sehe aber bundesweit anders aus, sagt DGE-Pressesprecherin Antje Gahl. "Männer verzehren etwa doppelt so viel mit 1092 Gramm pro Woche." Frauen seien gerade so im Rahmen - die Daten stammen allerdings aus den Jahren 2005 und 2007. Die Krebsforschungsagentur betont, dass man anhand der vorliegenden Informationen nicht sagen könne, ob es ein sicheres Maß an Fleisch gibt. Klar scheint aber: Je mehr, desto höher das Risiko.

Ein Service aus dem ABDA-Posting -Service
Dr. Ralph Roeder
Versandapotheke Parcelmed

Montag, 1. Juni 2015

Aktionstag gegen den Schmerz am 2. Juni 2015

Veranstaltungen an über 500 Orten in Deutschland!

Kostenlose Patienten-Hotline: 08001818120. Zwischen 9:00 und 18:00 Uhr stehen mehrere Dutzend renommierte Schmerzexperten aus ganz Deutschland für Fragen zur Verfügung.

Jährlich, immer am ersten Dienstag im Juni, findet der "Aktionstag gegen den Schmerz" statt.
Am 2. Juni 2015, findet der „Aktionstag gegen den Schmerz“ zum vierten Mal statt. Erneut können sich Schmerzpatienten und ihre Angehörigen gezielt über Behandlungsmöglichkeiten informieren und beraten lassen.
Schmerztherapeutische Einrichtungen in ganz Deutschland geben Ihnen Einblicke in die verschiedenen Methoden der Schmerzbehandlung.
Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. stellt Informationsmaterialien, u.a. für Patientinnen und Patienten aktuellen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten vor.
Erstmalig     in diesem Jahr machen auch Pflege-Schmerzexperten am Aktionstag mit. Als Extraservice für Pflegefachkräfte hat die Deutsche   Schmerzgesellschaft e.V. gemeinsam    mit den Pflegeverbänden ein    Expertentelefon „Schmerz & Pflege“ für den 2.Juni eingerichtet:Pflegefachkräfte ggeben dann Tipps    an ihre Fachkolleginnen und Kollegen,    beispielsweise zu Fragen der spezialisierten Ausbildung oder aber Expertenstandards in der Pflege älterer Schmerzpatienten.

Die Liste der teilnehmenden Einrichtungen finden Sie hier:
http://www.dgss.org/fileadmin/pdf/Teilnehmerliste_Aktionstag_gegen_den_Schmerz_2015_v2.pdf

Freitag, 10. April 2015

Sind Nasensprays gegen Schnupfen oder Allergie gleich?

Allergien und Schnupfen mit unterschiedlichen Nasensprays behandeln!



Im Frühling plagt Schnupfen viele Menschen. Betroffenen ist nicht immer klar, ob eine Allergie oder eine Erkältung die Ursache ist. Wer ein Nasenspray braucht, sollte sich bei der Auswahl in der Apotheke beraten lassen. Häufig fragen Patienten nach Präparaten, die sie aus der Werbung kennen, die aber gegen die individuellen Beschwerden nicht optimal sind.



Etwa jedes zehnte Kind und jeder zwanzigste Erwachsene haben Heuschnupfen (Rhinitis allergica oder allergischer Schnupfen), weil sie allergisch auf Pollen unterschiedlichster Pflanzen reagieren. Typisch ist ein Fließschnupfen mit einem fast wasserklaren, dünnflüssigen Sekret. Je nach Pollenflug können die Beschwerden mehrere Wochen lang anhalten. Für die Selbstmedikation gibt es verschiedene antiallergisch wirkende Medikamente, mit denen leichtere Formen des Heuschnupfens auch über längere Zeit behandelt werden können. Wird Heuschnupfen nicht rechtzeitig und konsequent behandelt, kann sich ein allergisches Asthma entwickeln. Tauchen Beschwerden wie Fließschnupfen oder häufiges Niesen erstmals auf, sollten sich Betroffene an ihren Arzt wenden.

Erkältungsschnupfen entsteht durch eine virale Infektion. Die Nase ist verstopft, das Sekret häufig dickflüssig und teilweise gefärbt. Nasentropfen und Nasensprays gegen den von Erkältungen verursachten Schnupfen wirken zusammenziehend auf die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut und dadurch abschwellend.  Abschwellende Nasensprays bei verstopfter Nase trocknen bei längerer Anwendung die Nasenschleimhäute aus und können zur Gewöhnung führen. Sie sollten deshalb nicht länger als eine Woche angewendet werden.

Montag, 9. März 2015

"Pille danach" ab 15. März rezeptfrei erhältlich

Ab dem 15. März 2015 erhalten Frauen die "Pille danach" rezeptfrei in Apotheken. Der Bundesrat hat am 6. März einer Änderung der entsprechenden Verordnung zugestimmt. Die "Pille danach" ist für den Ausnahmefall gedacht und ersetzt keine regulären Verhütungsmethoden. Eine umfassende Beratung ist bei der "Pille danach" auch bei der Abgabe ohne Rezept unverzichtbar. Die Apotheker werden das leisten, denn dies gehört zu unseren alltäglichen Aufgaben.



Die Bundesapothekerkammer hat zur "Pille danach" umfangreiche Handlungsanweisungen zur Beratung in Apotheken mit dem Bundesgesundheitsministerium, den Frauenärzten und anderen Beteiligten abgestimmt. Empfohlen wird darin, die "Pille danach" nur an die betroffene Frau persönlich abzugeben, aber im Regelfall nicht an einen Boten. Eine Abgabe „auf Vorrat“ ist nicht vorgesehen. Im Einzelfall soll der Frau ein Arztbesuch empfohlen werden. Inwieweit diese Vorstellungen etwas mit der Realität und den Erwägungen junger Frauen zu tun haben, werden die nächsten Jahre zeigen.

Mädchen unter 14 Jahren sollten sich bei der Anwendung von Notfallverhütungsmitteln ärztlich beraten lassen. Sie bekommen diese Medikamente im Regelfall nicht in einer Apotheke ausgehändigt. Bei minderjährigen Frauen empfiehlt die Bundesapothekerkammer den Apothekern, die Beratung mittels einer Checkliste zu dokumentieren. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten von Notfallverhütungsmitteln nur für Frauen bis zum 20. Geburtstag, sofern der Arzt ein entsprechendes Rezept ausgestellt hat. Das heisst, dass in diesen Fällen sich im Grunde nichts ändert.

Notfallverhütungsmittel sollten so früh wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, je nach Präparat innerhalb von 72 bis 120 Stunden. Dies bedeutet, dass unabhängig von eventuell noch ausstehenden Regelungen durch den Gesetzgeber unsere Versandapotheke das Anbieten der "Pille danach" im Versandhandel überdenken wird.

Derzeit im Handel befindlich sind Pidana, Ellaone, Postinor und Unofem. Es ist damit zu rechnen, dass weitere Anbieter als bislang am Markt auftauchen werden. Wir erwarten, dass die Preise der genannten Produkte unter 20 € bleiben werden.

Ralph Roeder
Apotheker


Versandapotheke Parcelmed       Tel. +49 (0)345 1316290   
Merseburger Straße 181             www.parcelmed.de  
06112 Halle                               www.facebook.com/Parcelmed

Mittwoch, 4. März 2015

Gesunde Sprossen

Frische Sprossen - eine gesunde Abwechslung
Von Bettina Levecke

Sprossen sind gerade im Winter eine optimale Ergänzung für den Speiseplan. Sie wachsen schnell und liefern viele Nährstoffe. Hobbyzüchter sollten allerdings ein paar Regeln beachten.

Sie verschönern fade Käsebrote mit ihrem frischem Grün und geben Salaten und asiatischen Gerichten den gewissen Biss: "Sprossen sind eine unkomplizierte und sehr gesunde Bereicherung für den täglichen Speiseplan", sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. "Besonders im Winter, wenn das Angebot von saisonalem Obst und Gemüse eher knapp ist, sind Sprossen und Keimlinge ideal, um den Gemüseanteil in der Ernährung zu erhöhen."



Gesunde Ergänzung


Die jungen Austriebe aus Samenkörnern beliefern den Körper sehr kompakt mit vielen Vitaminen und Mineralstoffen wie Vitamin B1, B2, C, E, Niacin, Eisen, Kalzium, Zink und Magnesium. "Bemerkenswert ist auch der hohe Anteil an Folaten, deren Versorgung bei vielen Menschen unzureichend ist", sagt die Bonner Ökotrophologin. Folsäure (Vitamin B9) braucht der Körper für die Blutbildung, das Wachstum und die Zellteilung.

Der hohe Ballaststoffanteil des jungen Gemüses fördere zudem eine gesunde Verdauung und damit auch ein starkes Immunsystem. Angesichts der üblicherweise verzehrten Menge sollte der Effekt allerdingsvernachlässigbar sein. Für ein Alleinstellungsmerkmal als "Vitalwunder" reichen die Eigenschaften von Sprossen nicht, sagt auch Gahl: "Um den empfohlenen Tagesbedarf von Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen zu erreichen, müsste man ziemlich viele Sprossen essen."
Eine Ausnahme könnten Brokkolisprossen darstellen: Wissenschaftler am Heidelberger Universitätsklinikum fanden in Laborversuchen heraus, dass Sulforaphan, ein Senföl, das in Brokkolisprossen in hohen Mengen enthalten ist, gegen die besonders aggressiven Tumorstammzellen wirkt. Ingrid Herr, Leiterin der Sektion Chirurgische Forschung, erklärt: "In Studien zur begleitenden Krebstherapie haben wir bei Patienten 90 Milligramm Sulforaphan in Form von pulverisierten Sprossenextrakten getestet und gute Ergebnisse bei hoch resistenten Tumorstammzellen machen können." Wie viele frische Sprossen zur begleitenden oder auch vorbeugenden Krebstherapie in der täglichen Ernährung erforderlich sind, können die Studien jedoch noch nicht zeigen: "Die Sulforaphanmengen in Sprossen variieren stark und hängen von der Sorte und den Wachstumsbedingungen ab", sagt Herr. Weitere Informationen der Uniklinik Heidelberg zu Sulforaphan finden Sie hier Sulphoraphan.

Von süßlich bis herb


In den Gemüsetheken der Supermärkte finden sich die Klassiker wie Kresse, Bockshornklee, Alfalfa- und Mungobohnensprossen. Doch die Sprossenküche hat weit mehr zu bieten, denn Keimlinge lassen sich von allen möglichen Gemüse- und Getreidesamen ziehen, zum Beispiel aus Radieschen, Linsen, Weizen, Rotklee, Rettich, Sojabohnen, Rote Beete, Erbsen, Rucola, Kohlrabi, Kichererbsen, Amaranth oder sogar Sonnenblumen. Manche schmecken herb oder etwas bitter, andere mild und leicht süßlich.

Für die Anzucht zu Hause gibt es viele Möglichkeiten, zum Beispiel spezielle Keimgeräte aus dem Handel. "Aber ein Einmachglas oder eine flache Schale mit einem feuchten Papiertuch reichen auch aus", sagt Gahl von der DGE. Ganz wichtig sei die Beachtung von Hygieneregeln. "Saaten und Sprossen verderben sehr schnell, deshalb die Samen vor dem Keimen waschen und dann täglich mit frischem Wasser spülen und nach der Keimung innerhalb von zwei Tagen verbrauchen."

Blanchieren reicht nicht aus


Nach der Ehec-Epidemie 2011, bei der in Deutschland mehr als 3800 Menschen erkrankten, waren vielen deutschen Verbrauchern die Sprossen vergällt. Schuld an der Epidemie waren den Behörden zufolge Bockshornkleesamen aus Ägypten, die auf einem Biohof in Niedersachsen gekeimt haben und in denen sich gefährliche Bakterien eingenistet hatten. Ein Einzelfall?

"Die Erfahrung zeigt, dass Sprossen sehr keimanfällig sind und Krankheitserreger vorkommen können", sagt Sinje Lehmann, Sprecherin des Instituts für Hygiene und Umwelt in Hamburg. "Unsere engmaschigen Kontrollen von Sprossen auf Salmonellen und Shigatoxin-bildende Escherichia coli waren in letzter Zeit aber unauffällig."

Trotzden sollten Menschen mit geschwächter oder nicht ausgebildeter Immunabwehr, wie Kleinkinder und Schwangere, sowie alte und kranke Menschen vorsichtig sein. "Sie sollten Sprossen grundsätzlich nur nach ausreichender Erhitzung durch Kochen oder Braten verzehren", rät Antje Gahl. Blanchierte Sprossen seien keine Alternative, da diese Garmethode nicht ausreiche, um Keime sicher abzutöten.

Tipps für Einkauf, Lagerung und Anzucht:


- Frische Keimlinge entsprechend den Angaben des Hersteller lagern, höchstens aber bei sieben Grad Celsius
- Das Verbrauchsdatum beachten und möglichst kurz nach dem Kauf verzehren
- Vor dem Verzehr frische Sprossen gründlich waschen
- Bei eigener Anzucht Saatgut vor dem Keimen waschen
- Utensilien vor der Benutzung mit kochend heißem Wasser reinigen und bei sichtbaren, hartnäckigen Belägen ersetzen
- Keimschale oder Keimgerät während der Keimung täglich mit frischem Wasser spülen
- Vor dem Kontakt mit Samen die Hände gründlich waschen

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Freitag, 6. Februar 2015

Masern in Berlin

Ein Masernausbruch mit Hunderten Erkrankten in Berlin zeigt: Das Ziel, das gefährliche Virus bis 2015 in Deutschland auszurotten, ist bereits zu Jahresbeginn gescheitert. Schuld sind große Impflücken.

Der große Masernausbruch in Berlin ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) einer der größten seit Geltung des Infektionsschutzgesetzes aus dem Jahr 2001. Seit Beginn der Ansteckungswelle im Oktober sind in der Hauptstadt 375 Menschen erkrankt – über die Hälfte davon Erwachsene.
Und der Ausbruch hält weiter an: Allein im Januar gab es 254 neue Masernfälle in Berlin. Und 90 Prozent der bisher befragten 335 Patienten gaben an, nicht gegen Masern geimpft zu sein. Mehr als 100 Patienten kamen nach der Statistik des Landesamtes für Gesundheit und Soziales bisher ins Krankenhaus.
Die Ansteckungswelle in der Hauptstadt macht deutlich, dass die Pläne der Bundesregierung zur Ausrottung der Masern in diesem Jahr zu ehrgeizig sind – die Impflücken dafür sind immer noch viel zu groß. Ginge es nach den Zielen der Bundesregierung, dürfte es in Deutschland in diesem Jahr nicht mehr als 82 Masernerkrankungen geben – wohlgemerkt bundesweit. Denn auch die Bundesrepublik hat sich bei der Weltgesundheitsorganisation WHO verpflichtet, die hochansteckende Infektionskrankheit bis 2015 auszurotten. Es ist auch sehr viel passiert. Bei Kindern haben sich die Impfquoten seit dem Jahr 2000 erheblich verbessert, wie Untersuchungen zum Schulbeginn belegen. Bei der Erstimpfung liegen sie heute bei 96,7 Prozent, bei der Zweitimpfung immerhin schon bei 92,4. Aber erst ab 95 Prozent kann eine Eliminierung der Krankheit langfristig gelingen. Und noch immer wird jedes dritte Kleinkind in Deutschland einer Studie vom Sommer 2013 zufolge nicht zur rechten Zeit und nicht ausreichend gegen Masern immunisiert.





"Insgesamt ist der Impfstatus in der Bevölkerung weiterhin zu gering", bilanziert Anette Siedler, amtierende Leiterin des Fachbereichs Impfprävention am RKI. "Der Berliner Ausbruch ist ein herber Rückschlag." Einer, der die Impflücken in Deutschland sehr deutlich mache. Zu Beginn der Infektionswelle waren laut RKI überwiegend Asylsuchende aus Bosnien, Herzegowina und Serbien betroffen. Ein Grund dafür war, dass in den Bürgerkriegswirren der 90er-Jahre in Ex-Jugoslawien nicht mehr routinemäßig geimpft werden konnte. Insbesondere Asylsuchende aus Bosnien und Herzegowina sollten bei der Untersuchung nach Ankunft hier in Deutschland so schnell wie möglich eine Impfung zur Immunisierung gegen Masern erhalten, empfiehlt das RKI.
Mittlerweile treten Erkrankungsfälle jedoch überwiegend in der Berliner Bevölkerung auf, darunter auch viele Männer und Frauen, die nach 1970 geboren wurden. Für diese Jahrgänge gibt es eine Impflücke, weil eine zweite Impfung für den vollständigen Schutz vor 1991 noch nicht bundesweit empfohlen wurde. Ältere Jahrgänge sind dagegen oft geschützt, weil sie vor dem Beginn der Impfkampagne vor 40 Jahren geboren wurden – und die Masern bereits durchmachten.

Ulrich Fegeler, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, wundert der Ausbruch in Berlin trotz aller Fortschritte bei der Prävention nicht. "Die Politik tut einfach noch zu wenig, das ist ein Eiertanz", kritisiert er. 2013 hatte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) laut über eine Impfpflicht bei Masern als letztes Mittel nachgedacht – wie früher, als es um die Ausrottung der Pocken ging. Gehör fand er nicht. Fegeler fände es schon hilfreich, wenn alle öffentlichen Einrichtungen von der Kita bis zur Schule einen Impfnachweis vor der Aufnahme eines Kinder verlangten. Denn seit Langem herrscht Konsens darüber, dass Masern eine der gefährlichsten Kinderkrankheiten weltweit sind. Für Kleinkinder sind Masern sogar eine der häufigsten Todesursachen. "Der Virus greift das Immunsystem massiv an und schwächt es für mindestens sechs Wochen", erläutert RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher.
Die Krankheit tritt zwar am häufigsten bei Kindern auf, doch nach Angaben des RKI ist die Infektion für Erwachsene besonders gefährlich. "Stecken sich Erwachsene an, verläuft die Krankheit wesentlich schwerer als bei Kindern", so Glasmacher. Etwa jeder zweite Erkrankte müsse dann ins Krankenhaus.
Folgen können im schlimmsten Fall Gehirnentzündungen sein – manchmal mit lebenslangen Schäden wie geistigen Behinderungen. Zwei von 1000 Patienten sterben nach den RKI-Statistiken an den Folgen einer Maserninfektion. Schon für Säuglinge, deren Mütter nicht geimpft sind, kann sie hochgefährlich werden. Denn dann greift kein Nestschutz – und unter elf Monaten sollen Kleinkinder nicht gegen Masern immunisiert werden.

Hilflos gegenüber den Erregern, die sich schon durch einfaches Niesen übertragen lassen, können aber alle Menschen mit chronischen Erkrankungen und schwachem Immunsystem sein, ergänzt Fegeler. "Meiner Meinung nach ist es für jeden ein Gebot der Verantwortung, selbst für einen ausreichenden Impfschutz zu sorgen."
Zwang hält Anette Siedler für den falschen Weg. Verpflichtende Impfnachweise an Schulen hätten in den USA wenig gebracht. Auch dort läuft gerade eine Masernwelle, die im Dezember im Disneyland in Kalifornien ihren Anfang nahm.
Bereits 100 Kranke im Januar lassen die Behörden nervös reagieren. Denn sie glaubten, die Masern im Griff zu haben. Nun zeigt sich, dass Ausnahmegenehmigungen der Wunschimpfquote entgegenwirken. Siedler setzt deshalb in Deutschland weiter auf Information und Überzeugung. Doch auch die RKI-Expertin warnt: "Masern sollte man auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen, weder bei Erwachsenen noch bei Kindern".
Alle großen deutschen Ausbrüche, wie der vor zwei Jahren, der zur zeitweiligen Schließung von Schulen führte, haben bisher immer nur einen kurzen "Aha-Effekt" ausgelöst. Nötig ist ein anderes Bewusstsein. Viele Eltern haben das zum Schutz ihrer Kinder bereits entwickelt, insbesondere seit die Impfungen an Vorsorgeuntersuchungen gekoppelt sind. Was fehlt, sind oft die Erwachsenen selbst. Dabei überwiege der Nutzen der Immunisierung in jedem Fall das Risiko durch die Impfung. Der Impfstoff kann im Einzelfall zu Hautrötungen, Schwellungen, Fieber und leichtem Hautausschlag führen – das sei aber kein Vergleich zu den Effekten einer Masernerkrankung.

Wann die Berliner Welle abebbt, lässt sich nicht vorhersagen. Der Winter begünstigt Ansteckungen, weil das Immunsystem ohnehin stärker gefordert ist. Masern beginnen mit typischen Erkältungssymptomen und werden deshalb oft nicht sofort erkannt. Mehr als 90 Prozent der Menschen ohne Impfschutz, die mit dem Virus in Kontakt waren, erkranken. Tückisch ist dabei, dass Betroffene häufig erst zu spät erkennen, dass sie an Masern leiden. Bis die tatsächliche Ursache der Krankheit bekannt ist, haben sich häufig schon weitere Menschen aus dem Umfeld angesteckt.

In Südamerika und einigen südafrikanischen Ländern gelten Masern seit 2002 als ausgerottet.  In diesen Ländern sei ein hoher Impfstatus Standard.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt zwei Impfungen gegen Masern. Die Erstimpfung sollte bei Kindern im Alter von 11 bis 14 Monaten erfolgen und nach vier bis sechs Wochen durch die zweite ergänzt werden.