Donnerstag, 21. Juli 2016

Tipps gegen Nasenbluten

Kopf nach hinten - oder nach vorne? Was bei einer blutenden Nase zu tun ist, wird nicht nur unter Eltern heftig diskutiert. Dabei haben Ärzte eine klare Antwort.

Kinder und Jugendliche sind neben Menschen über 50 die am stärksten von Nasenbluten geplagten. Zuverlässige Zahlen zur Häufigkeit in der Bevölkerung gibt es nicht. Dennoch kennen sich viele mit der richtigen Erstversorgung nicht aus. Ende der Neunziger konnten bei einer Umfrage unter 500 Menschen in Großbritannien nur elf Prozent die richtige Reaktion auf eine blutende Nase beschreiben. Von mehr als hundert britischen Schülern plädierten 2009 ebenfalls die meisten für falsche Erste-Hilfe-Methoden. Dabei ist die richtige Reaktion auf den Blutfluss seit vielen Jahren bekannt.

Bei Kindern und Jugendlichen läuft das Blut typischerweise aus einem Ort mit dem niedlichen Namen Locus Kiesselbachi. Er befindet sich vorne an der Nasenscheidewand, die rechtes und linkes Nasenloch trennt. Dicht unter der Hautoberfläche laufen hier Abzweigungen mehrerer großer Adern zusammen und bilden ein filigranes Gefäßgeäst. Vor neugierigen Kinderfingern sind die Äderchen dort kaum geschützt.


Besonders empfindlich ist die Stelle zur Erkältungszeit. Dann ist die Nasenschleimhaut dick und die kleinen Gefäße schwellen an. Am Naseneingang verkrustet der Erkältungsschleim. Wer nun beginnt, den Grind abzupiddeln, verletzt mit dem Fingernagel oder den scharfen Kanten des Schorfs leicht die feinen Äderchen. Das Blut läuft.

Was man nicht tun sollte, ist, den Kopf in den Nacken zu legen. Dann nämlich fließt das Blut über den Rachen in den Magen und kommt, wenn es ungünstig läuft, mitsamt dem restlichen Mageninhalt durch den Mund wieder heraus. Dadurch lässt sich nicht abschätzen, wie stark die Nase blutet, wenn die Flüssigkeit im Bauch verschwindet.
Der Patient sollte sich hinsetzen und nach vorne lehnen, sodass das Blut in ein Taschentuch läuft. Außerdem sollte er seine Nasenflügel für zehn bis 15 Minuten zudrücken. In leichteren Fällen reichen auch drei bis fünf Minuten aus.
Wichtig ist, dem unteren Drittel der Nasenflügel ordentlich Druck zu machen. Häufig setzen Ersthelfer Daumen und Zeigefinger zu weit oben am Knochen an, damit verfehlen sie das Ziel. Nur, wenn die Nasenflügel an der richtigen Stelle auf die Scheidewand drücken, verschließen sie die verletzten Gefäße im Locus Kiesselbachi. Das Blut kann dann nicht mehr aus den Äderchen fließen, Blutplättchen und Eiweiße verschließen die Verletzung.

Etwas schwieriger wird die Erste Hilfe bei älteren Menschen. Sie bluten häufiger hinten in der Nase, wo größere Arterienabzweigungen reißen. Je größer das verletzte Druckgefäß ist, desto mehr Blut sprudelt aus der Nase. Zudem lassen sich die Adern im hinteren Nasenteil von außen kaum zudrücken. Dann gilt erst recht: Oberkörper nach vorne beugen, sodass das Blut nicht in den Magen laufen kann.

Fließt sehr viel Blut aus der Nase, hilft Kälte. Im Zweifel tut es aber auch ein kaltes Tuch im Nacken. Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße, um die Wärme in der Körpermitte zu halten. So kann weniger Blut aus den Äderchen fließen. Die Kältereaktion ist auch eine Erklärung, warum wir in den kalten Monaten leichter eine Erkältung bekommen. Die Schleimhäute in der Nase sind die erste Abwehr gegen Viren. Sind sie schlecht durchblutet, haben die Erreger leichteres Spiel.

Warum manche Menschen häufiger Nasenbluten bekommen als andere, lässt sich nicht pauschal beantworten. Neben dem Geschlecht und ungünstigen Verhaltensweisen wie Nasenbohren oder Zusammenstößen mit Bällen oder Fäusten, spielt nach heutigem Wissen auch die Veranlagung eine wichtige Rolle. Zudem sind Nasenspray-Junkies anfälliger. Im Dauereinsatz trocknen die Mittel die Nasenschleimhaut aus.

Nur selten sind ernste Erkrankungen, etwa Wucherungen im Rachen oder genetische Defekte, die Ursache. Bei älteren Menschen gibt es die Theorie, dass Bluthochdruck das Risiko für Nasenbluten erhöht. Allerdings bezieht sich die Blutdrucktheorie auf dauerhaft erhöhte Werte. Zudem ist der Zusammenhang nicht sicher nachgewiesen. Denkbar wäre, dass die Blutgefäße leichter reißen, wenn sie durch langjährigen unbehandelten Bluthochdruck beschädigt wurden.

So lässt sich Nasenbluten in vielen Fällen durch einfache Methoden vorbeugen. Fettige Cremes können verhindern, dass die Haut am Naseneingang austrocknet. Fließt das Blut trotzdem regelmäßig oder hört es trotz Erster Hilfe nach 20 Minuten nicht auf, muss der Arzt ran. Mit Tamponaden wie Gelaspon kann er auch Blutungen im hinteren Teil der Nase stoppen.

FAZIT: Den Kopf bei Nasenbluten nach hinten zu legen, bringt nichts und kann sogar gefährlich werden. Stattdessen sollte man sich nach vorn lehnen und den vorderen unteren Teil der Nase mehrere Minuten kräftig zudrücken. Hilft alles nichts, muss ein Arzt ran.